Brauereifest ein voller Erfolg!
Auftakt der Festwoche
„850 Jahre Gersdorf“
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Freie Presse vom 24.06.2019
Geräuschvoll ist der Ort am Hegebach am Wochenende in seine Festwoche zum Ortsjubiläum gestartet. Dabei lebte in der Brauerei und in der Kirche ein Stück Gersdorfer Historie wieder auf.
Gersdorf. Ein Donnergrollen wie zu napoleonischen Zeiten rollte am Sonnabend, 15 Uhr, durch Gersdorf. Eigentlich sollte es zum Auftakt der Festwoche „850 Jahre Gersdorf“ dreimal rumsen. Doch nach dem ersten Kracher aus der Kanone des Gersdorfer Sommerbiathlon- und Schützenvereins war auf dem Hinterhof der Glückauf-Brauerei der Ofen erst mal aus. Brauereichefin Astrid Peiker, die traditionell zur Eröffnung des Brauereifestes an der Reißleine der Kanone zupfen darf, riss beim ersten Böllerschuss die Schnur gleich mit ab. „Zu viel Kraft, kommt vom Bierkästen schleppen“, kommentierte Astrid Peiker ihr Malheur. Hunderte Gäste, die schon im Brauereihof bei Bier und Blasmusik des Oelsnitzer Bergmusikkorps saßen, lachten sich erst einmal schlapp.
Die Kanoniere Eckhardt Selbmann und Peter Weiser nahmen die Einbuße ihrer Feuerkraft mit Humor. „Jahrzehntelang hat sie funktioniert. Da kommt eine Frau und macht sie kaputt“, witzelte Weiser. Er fummelte den Strick wieder ran, lud noch mal mit 30 Gramm Schwarzpulver, so gab es in der zweiten Angriffswelle doch noch einen Schuss aus der Kanone Kaliber 27. Die beiden Männer von der Kanonierkompanie „August der Starke“ des Schützenvereins freuen sich nun auf den Festumzug am kommenden Sonntag. Da sind sie mit der kompletten Truppe dabei. Vor 50Jahren trabten sie auch schon im Festumzug mit. „Damals als FDJler, im Blauhemd“, erinnert sich Peter Weiser. „Diesmal ist es ja freiwillig“, ergänzt er.
Wie es vor 850 Jahren in Gersdorf ausgesehen hat, weiß niemand so genau. Nur, dass die Franken um 1160 die Region besiedelten und dabei auch den Hegebach für sich entdeckten. Jeder Siedler bekam eine fränkische Normalhufe von 43,2 Acker zugeteilt. Der Mann, der das Land im Auftrag seines Herren verteilte, hieß entweder Gerhard oder Gerfried. Er ist quasi nicht nur der Namenspatron des Ortes. Er bekam auch das Doppelte an Land, also 87 Acker. Gersdorf wurde zum typischen Waldhufendorf. Heute leben in der Gemeinde am Hegebach rund 4000 Einwohner. Ein Stück optischen Querschnitt zur Geschichte können die Besucher des Ortes am Sonntag ab 14 Uhr beim großen Festumzug erleben.
Die Gersdorfer Kirchgemeinde beteiligte sich am Sonntag mit einem Festgottesdienst an der Jubiläumswoche. Mehr als 250 Kirchenbesucher waren dabei. In ihrer Predigt widmete sich Pfarrerin Barbara Schmidt Aspekten der Gersdorfer Geschichte und stellte dabei einen Bezug zum christlichen Glauben her. „Voller Vertrauen haben sich diese Menschen aufgemacht“, sagte sie über die Siedler, die im 12. Jahrhundert ihre Heimat in Franken oder Thüringen verließen und ins Tal des Hegebachs kamen. Hier gab es Land, doch um es zu nutzen, mussten erst einmal die dichten Wälder gerodet werden. Früh bauten die Siedler auch eine Kirche, die bereits 1320 urkundlich erwähnt ist und im Unterdorf stand. „Die Leute brauchten damals einen guten Glauben“, ist sich Barbara Schmidt sicher, denn schließlich sei ihr Leben viel schwerer und gefährlicher gewesen. Durch die Jahrhunderte hinweg habe der Segen über dem Ort gelegen, auch wenn es manchmal Krieg und Leid gab. „Wir brauchen heute genauso Gottes Segen für unser Leben“, betonte die Pfarrerin und forderte ein friedliches Miteinander, ein gutes Maß in allem sowie Respekt und Offenheit. Die Marienkirche, die 1862 bis 1865 gebaut wurde, soll diese Woche jeweils nachmittags geöffnet sein. Heute findet ab 19 Uhr die Johannis-Andacht auf dem Friedhof statt. Puppen gestaltete die Kirchgemeinde so wie viele andere Gersdorfer auch: Im Garten des Pfarrhauses stehen die drei Kurrendesängerinnen, die laut Pfarrerin Barbara Schmidt Rebecca, Anna und Undine heißen.
Im Festprogramm geht es am Dienstag weiter mit einem Filmabend im Vereinsraum der Hessenmühle. 17.30 und 19.30 Uhr werden unter anderem Ausschnitte aus dem Festumzug zur 800-Jahr-Feier gezeigt. Das Tetzner-Museum ist von 14.30 bis 17 Uhr geöffnet.
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Foto: Andreas Kretschel